Binsenweisheit

Der Duden definiert Binsenweisheit als allgemein bekannte Tatsache; etwas, was jeder weiß. Die nächste Erkenntnisstufe nach etwas wissen ist sich einer Sache bewusst werden. Hier möchte ich anknüpfen. Meine Erkenntnis aus etlichen Kundensituationen ist, dass es gerade IT-Abteilungen kleiner Unternehmen sind, die im Konflikt zwischen Projekt und Betrieb untergehen.

Der Betrieb ist immer dringend und oft sogar – mindestens gefühlt – wichtig. Projekte sind in aller Regel mindestens wichtig (sonst wären sie kaum initiiert worden). Gerade in kleineren IT-Abteilungen muss beides in der Regel durch dieselben Personen abgearbeitet werden. Spätestens, wenn ein Betriebsproblem hierarchisch höher angesiedelter Mitarbeiter betrifft, gewinnt die Dringlichkeit – und die Projektarbeit verzögert sich oder kommt praktisch zum Erliegen – eine ausreichend große Anzahl Support-Tickets vorausgesetzt. Im schlimmsten Fall stoppt das Projekt, das eigentlich die Betriebsaufwände reduzieren soll, auf Grund der hohen Betriebsaufwände.

Viele der IT-Abteilungen sind voll ausgelastet – transparent ist das häufig nicht. Vorfälle stapeln sich im Ticket-System, Projekte werden ‚irgendwie‘ anders verwaltet. Der Übergang zwischen beidem ist (inzwischen) eher fliessend. Viele Projekte sind zudem eher „Mini-Projekte“, die mangels Größe kaum oder gar nicht gemanagt werden und eine entsprechend geringe Sichtbarkeit haben. Die in den beiden Bereichen anstehende Arbeit ist in Ihrer Gesamtheit kaum erkennbar – die Folgen sind aber meist schon sichtbar. Abnehmende Anwenderzufriedenheit, fraglicher Projekterfolg und schlußendlich erhöhter Krankenstand sind untrügliche Zeichen. Egal, ob man Fachkräftemangel, den Status der IT als „Kostenverursacher“ – besser wäre ein SSC aka Shared Service Center -, organisatorische Probleme oder fachliche Defizite dafür verantwortliche machen möchte: Ohne Transparenz wird sich dieser Zustand nicht ändern.

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