Too Big To Fail – so, oder so ähnlich könnte das Motto des Datenschutzes sein.
Der überstrapazierte Begriff
Der Begriff Datenschutz ist überstrapaziert. Für vieles muss das Wort in letzter Zeit als inhaltsleere Hülse herhalten. Das kommt auch daher, dass der Begriff an sich nicht immer eindeutig zuordenbar ist. Eine Vermischung mit der Begriffswelt der Datensicherheit ist der Regelfall.
Auslöser
Technologie und Datenschutz, strahlen in immer mehr Bereiche des Lebens und des persönlichen Umfelds aus. Es gibt keine feste, eindeutige, Grenze zwischen den einzelnen Bereichen, Sphären, in denen sich das Individuum bewegt. Als Beispiel seien hier das Firmen Mobiltelefon, oder das Firmen Email Postfach, angeführt, die in der Regel sowohl beruflich, wie auch privat genutzt werden. Das hat sich so in der Form zu einem normalen Gebrauch entwickelt. Ganz zu schweigen von der Benutzung von privaten Konten, wie Dropbox und ähnliches, um Dienste und Funktionen zu nutzen, die das Unternehmen in der Form nicht anbietet. Was ist nun vor allem ein Auslöser für diese Situation? Nur die verwendete Technologie alleine ist zu wenig, es ist der Nutzen, der die Triebfeder ist. Der Nutzen kann vielfältig und individuell sein. Das geht von sozialer Anerkennung und Belohnung – das klassische „Like“ – bis zur passwortlosen multifaktoriellen Bentuzerauthorisierung. Wie kann nun der Nutzen gemessen werden? Sehr wahrscheinlich über Akzeptanz, die man aus dem Benutzerverhalten ableiten kann.
Gewährleistung wozu?
Datenschutz ist der Schutz der Intimsphäre, und auch persönlicher Eigenheiten und Geheimnissen, mit dem Ziel die Einschränkung der Privatautonomie anhand der Kenntnis durch Dritte auszuschließen. Nur mit einem effektiven Schutz der eigenen Daten und Kontrolle über diese ist die selbstbestimmte Form der Verwirklichung durch das Individuum erst möglich. Nur so gelingt eine Abgrenzung und Differenzierung gegenüber der Umwelt. Die betroffene Person ist entscheidungsfrei in der Form, wie sie wahrgenommen werden will und wie sie von anderen wahrgenommen wird. Datenschutz sollte ein Synonym für die Kontrolle der eigenen Daten sein und immer auf das Individuum, die Person, als schützenswertes Objekt abstellen. Eine Organisation ist in diesem Zusammenhang immer ein Angreifer. Diese Kontrolle entgleitet uns Menschen aber zusehends, teils durch große Einschnitte, teils durch kleine Einschnitte. Von vergleichsweise harmlosen Informationen, wie persönliche Vorlieben, Surfverhalten und Information über das Haushaltseinkommen und der Zeitraum in der das eigene Kaufverlangen am höchsten ist – um dieses anzustoßen und auszunutzen. Oder aber auch schwerwiegende, lebensbeeinflussende, Einschnitte, wie Beurteilung der Kreditwürdigkeit, oder ob man überhaupt das Jobangebot auf der Onlineplattform sieht.
Data Breach As A Service
Vor einiger Zeit gab es noch Bedenken bezüglich des Datenhungers von staatlichen Agenturen und Diensten, die große Serverfarmen errichtet haben. Heute ist es aber möglich private Dienstleister in Anspruch zu nehmen, um an die selben Geheimnisse und Informationen zu gelangen. Wie für so ziemlich jedes andere Geschäftsfeld gibt es ein „as a service“ Modell solange es um die Beschaffung, Verarbeitung und Weitergabe von Informationen geht.
Konsequenz
Der kurzfristig Nutzen für den Einzelnen überwiegt die mögliche Bedrohung und Konsequenz in der fernen Zukunft. Die Folgen sind nicht transparent für den einzelnen, aber tagtäglich erlebbar, wie Individualpreisbildung bei Flugreisen, oder Online Einkaufsportale, die abhängig vom verwendeten Endgerät auch zumindest einen differenzierten Preis anbieten. Beispiele gibt es leider schon genug. Wie auch eine Einzelhandelskette in der Schweiz, die ihre Kunden in Cluster von maximal 7 Kunden runterbrechen kann und die damit die eigene Erlössituation durch Individualrabatte je Cluster zu maximieren versucht.
Die Frage ist, ob eine Abgrenzung – persönlich/ beruflich, online/ offline, etc – in der rigiden Form überhaupt zielführend ist, weil die Verwundbarkeit der eigenen Person, der Verlust von Autonomie und Intimität den Benutzer offensichtlich nicht von der Verwendung der Medien abschreckt. Gefahren und Bedrohung werden nicht in ihrer gesamten Breite wahrgenommen, sonst würden andere Strategien durch die Benutzer, wie vermeiden, an den Tag gelegt werden. Ein Ignorieren von Risiken ändert deren Wesen und Schadenspotential nicht. In diesem Sinne kann das Sprichwort, My Home Is My Castle, getrost in, My Home Was My Castle, geändert werden.