Datenschutz ist Selbstschutz

Selbstschutz ist die Maßnahme, die jeder ergreifen kann, um seine eigene (virtuelle) Person, in Form von Daten und Information, und damit auch sich selbst, zu schützen. Damit wird das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung auch umsetzbar. Für unsere Gesellschaft ist dieses Recht ein Grundpfeiler einer aufgeklärten, offenen, Gesellschaft. Als direktes Rechtsinstrument zum Schutz der Privatsphäre und -autonomie sind verschiedene Regulative geschaffen worden. Da Gesetze, Verordnungen, bindende Weisungen von offizieller Seite immer nur im Nachhinein erfolgen ist es unausweichlich, dass Möglichkeiten zum Selbstschutz für den Einzelnen zulässig sind. Der Stand der Technik, Geschäftsmodell und Methoden bewegen sich in dynamischen Umgebungen. Einerseits in dem vorgegebenen Gestaltungsrahmen, aber auch ausserhalb, in regulatorisch nicht erfassten Bereichen. Eine kurze Beschreibung des Status Quo:

Soziale Medien sind Werbenetzwerke

Die meisten digitalen Informations- und Kommunikationsangebote sind für den Endverbraucher kostenfrei. Die Kosten für den Betrieb und die Wartung werden durch Einnahmen aus Werbung getragen. Die (zahlenden) Werbetreibenden sind an einer möglichst hohen Trefferquote interessiert. Quasi als Messgröße für die Effizienz von eingesetzten (knappen) Mitteln. Damit erklärt sich der Drang von sozialen Medien ein möglichst vollständiges Profil, Psychogramm, des Benutzers zu erstellen. Entsprechend ist und wird aktiv das Angebot in einem sozialen Netzwerk individualisiert. Der (zahlende) Werbetreibende ist natürlich an einer Messung und Darstellung der für ihn entgeltliche erbrachten Leistung durch das Werbenetzwerk interessiert. Somit lässt sich zumindest erahnen in welcher Tiefe Benutzerdaten ausgewertet werden (können). Die eigentliche Auswertung und Aufbereitung von Daten erfolgt durch das Werbenetzwerk. Entsprechend erfolgt auch eine Kategorisierung und Klassifizierung nach Präferenzen des Endverbrauchers. Nur mehr für den Endverbraucher relevante Informationen werden durch das Werbenetzwerk geliefert. Die Entscheidung der Relevanz und der Zugang zu Informationen im allgemeinen wird alleine durch das Werbenetzwerk vollzogen. Es steht für den Endverbraucher nicht mehr die vollständige und unverfälschte Information zur Verfügung. Somit kommt es unweigerlich zu sogenannten Echokammern auf sozialen Plattformen.

Benutzbarkeit

Der Browser und das Internet sind zu einem universellen Portal geworden. Vor allem der Browser ist zur Standard Bedienoberfläche geworden. Die Komplexität wird in nachgelagerte Dienste und Systeme verdrängt. Für den Endverbraucher ist es nicht offensichtlich, nicht transparent, was mit seinen Daten passiert. Eine hohe Integration verschiedenster Dienste wird aber vom Benutzer als Komfortgewinn gesehen – egal was mit seinen Daten im Hintergrund passiert. Ein Login wird von einem sozialen Netzwerk an alle verbundenen Dienste weitergereicht. Welche Daten hier konkret ausgetauscht werden geht meist aus der jeweiligen Benutzervereinbarung nicht klar hervor.

Achtsamkeit ist unverzichtbar

Achtsamkeit als ein bewusstes Abwägen von Nutzen und Folgen – cui bono (wem nutzt/hilft es?). Das Gewährleistungsziel der Datensparsamkeit im Datenschutz ist hier zu nennen. Vor allem um Gewohnheiten und Routinen zu überdenken und im jeweiligen Kontext zu betrachten. Das geht sehr wahrscheinlich zu Lasten der Benutzbarkeit und vor allem der Einfachheit der Benutzbarkeit durch den Endverbraucher, aber gibt diesem einen Teil seiner Individualität wieder zurück. Die Individualität, die dieser, durch die Benutzung einer Standardfunktionalität, verliert. Sei es nur für jeden Dienst einen eigenen Benutzer und ein eigenes Passwort zu verwenden, macht es dem Werbenetzwerk ungleich schwerer plattformübergreifend Informationen zusammenzuführen. Sei es bei einem nicht mehr verwendetem Dienst das Konto und die Kontoinformationen zur Gänze zu löschen zu lassen lässt seine Interessenslage mehr im Dunkeln liegen gegenüber den Werbenetzwerken.

Für jede Rolle und jeden Kontext ein Pseudonym

Werbenetzwerke versuchen ein Individuum dienstübergreifend zu verfolgen, um von diesem ein umfassendes Persönlichkeitsprofil erstellen zu können. Jede Aktion, jede Bewegung, wird zu einem Datenpunkt, der mit allen anderen erfassten Datenpunkten zu einem Psychogramm zusammengefügt werden kann. Soziogramme werden durch die Interaktion von unterschiedlichen Benutzern und Diensten erstellt. (Anm.: Auch Daten von nicht abgeschickten Webformularen können und werden erfasst!) Die Nutzung von unterschiedlichen Benutzernamen je unterschiedlicher Plattform erschwert zumindest diese Verknüpfung von Datenpunkten. Eine These ist, dass ein Benutzer, der pro Dienst ein eigenes Pseudonym verwendet auch den unterschiedlichen Informationskontext und seine Rollenmitgliedschaft differenziert wahrnimmt.

Konsequente Verschlüsselung

Verschlüsselung gewährleistet im Datenschutz die Integrität der Information, wie auch die Authentizität der Information in der Datensicherheit dadurch sichergestellt wird. Verschlüsselung ist zwar kein Allheilmittel, das alleine reicht, um allen Ansprüchen aus dem Datenschutz gerecht zu werden, aber ohne sie geht es gar nicht.

Achtsamkeit braucht Eigeninitiative

Datenschutz soll einen Machtausgleich schaffen. Einen Machtausgleich ähnlich dem, wie es auch das Mietrecht vorsieht. Der Schwache – Endverbraucher, Mieter, Individuum, Betroffener – wird mit Rechten ausgestattet, damit er dem Starken – Werbenetzwerk, Vermieter, Verantwortlicher der Verarbeitung – auf Augenhöhe begegnen kann. Der Starke, in unserem konkreten Fall das Werbenetzwerk, muss einen achtsamen, vertrauensvollen, Umgang mit personenbezogenen Daten gewährleisten können. Ziel ist es nicht Einnahmen aus der Verwertung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten zwischen Betroffenem und Werbenetzwerk gesetzlich erzwungen aufzuteilen. Ziel ist es einen Rahmen gewährleisten zu können in dem jeder seine Individualität entfalten kann. Individualität, als Zeichen von Freiheit und Gleichheit, steht jeglicher Einschränkung von Information und Daten entgegen.

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